Manchmal braucht es keine Worte, um zu verstehen, was unser Tier uns sagen möchte. Ein Blick, eine Bewegung oder ein leises Zögern genügen. In der Osteopathie lauschen erfahrene Hände genau diesen Signalen. Sie spüren auf, wo Spannungen sitzen, bringen den Körper zurück ins Gleichgewicht und schenken damit oft mehr Lebensfreude, Beweglichkeit und Wohlbefinden.
Dr. Désirée Prokop zeigt in ihrem Gastbeitrag, wie diese sanfte Therapieform wirkt, warum sie schon bei Welpen wertvolle Dienste leistet und wie feinfühlig Berührung zur Heilung werden kann.
Autorin
Dr.med.vet; 2011-2017 Studium der Veterinärmedizin und Promotion 2021 an der Vetmeduni Wien;
Oktober 2024 Fachtierärztin für Akupunktur und Neuraltherapie;
2018 Curriculum für traditionelle chinesische Akupunktur und Neuraltherapie (ÖGT);
2018+2019 Curriculum für Phytotherapie (Vetmeduni Wien);
2019-2021 EAVH Homöopathie Ausbildung;
2022 AVSOP Ausbildung für Osteopathie und Physiotherapie;
seit August 2021 eigene Praxis in Schwadorf, Niederösterreich mit den Tätigkeitsschwerpunkten Akupunktur, Lasertherapie, Osteopathie, Homöopathie und Phytotherapie für Kleintiere
Korrespondenzadresse
Dr. Désirée Prokop
Weinbergstr.7, 2432 Schwadorf, Österreich
Osteopathie in der Kleintiermedizin
Dr. Désirée Prokop, Fachtierärztin für Akupunktur und Neuraltherapie
Die Osteopathie wurde von A.T. Still Ende des 18. Jahrhunderts ins Leben gerufen und ist eine manuelle Therapieform (Therapie mit den Händen), die Läsionen bzw. Blockaden im Körper diagnostiziert und behandelt. Es ist notwendig, dass alle Bestandteile des Organismus eine harmonische Einheit bilden, um Disharmonien zu erkennen, ist es wichtig den Patienten ganzheitlich zu betrachten. In der Veterinärmedizin wurde die Osteopathie zuerst im Bereich der Pferdebehandlungen bekannt, die Therapie von Kleintieren erfolgte erst später.
Wie wirkt Osteopathie?
Die osteopathische Behandlung regt die Selbstregulations- und Selbstheilungskräfte des Körpers an. Das Ziel ist es, Spannungen und Blockaden zu lösen und die Beweglichkeit des Körpers wiederherzustellen. Die Osteopathie bedient sich verschiedener Techniken: Zu den strukturellen osteopathischen Techniken zählen die Arbeit an der Wirbelsäule, der Hüfte und den Gliedmaßen. Man untersucht und behandelt Störungen im Bewegungsapparat bzw. der Gelenke, die zu einer Bewegungseinschränkung führen. Bei der funktionellen Osteopathie arbeitet der Therapeut an den Weichteilstrukturen (Muskeln, Faszien, …), die die Gelenke in Bewegung bringen. Faszien sind äußerst wichtige Bestandteile unseres Körpers, die jeden Muskel, jede Vene, jeden Nerv und alle Organe umhüllen. Disharmonien können sehr schmerzhaft sein und sind auch oft die Folge von Überbelastungen bzw. falscher Belastungen. Die viszerale Osteopathie beschäftigt sich mit den inneren Organen also z.B. Zwerchfell, Leber, Nieren und dem Magendarmtrakt. Es werden sowohl Spannungsänderungen an den Organen in ihrer Eigendynamik und in ihrem Befestigungssystem (durch z.B. Bänder und Faszien) als auch die Beweglichkeit der Organe zueinander ertastet und therapiert. Die kranio-sakrale Osteopathie ist die Arbeit über den Schädel und das Kreuzbein. Die beiden Pole bewegen sich synchron zueinander und folgen einer Eigenbewegung. Ziel der kranio-sakralen Osteopathie ist die Wiederherstellung eines gestörten kraniosakralen Rhythmus und somit physiologischen Beweglichkeit aller beteiligten Knochen und Gelenke.
Anwendungsgebiete
Die Anwendungsgebiete in der Osteopathie beim Kleintier sind vielfältig:
- Erkrankungen des Bewegungsapparates (Arthrose, Spondylose, HD, ED, OCD, Bänder- und Sehnenverletzungen, …)
- neurologische Beschwerden (Bandscheibenvorfälle, Nervenverletzungen, …)
- Inkontinenz
- Beschwerden nach Operationen, Narbenbehandlungen
- internistische Erkrankungen (chron. Magendarmprobleme, Husten, Unterstützung der Leber- und Nierenfunktion, …)
- hormonelle Imbalance
- Unruhe- und Angstzustände
- Vorsorgeuntersuchungen, Welpenchecks
Osteopathischer Check beim Welpen
Osteopathie als Vorsorgeuntersuchung bzw. ein osteopathischer Check beim Welpen oder Junghund, ist das sinnvoll?
Ja, denn gerade durch den Geburtsvorgang und das anschließende Wachstum können Asymmetrien und Dysbalancen im Körper entstehen, denen man mit einer frühzeitigen Behandlung gut entgegenwirken kann. Die 1.Behandlung kann schon wenige Wochen nach der Geburt erfolgen, immer im Hausbesuch, um der Mutterhündin und ihren Welpen unnötigen Stress zu ersparen und den Infektionsdruck zu minimieren. Aber nicht nur die Welpen, sondern auch die Hündin wird gründlich untersucht und anschließend therapiert, denn durch die Trächtigkeit und die Geburt können sich auch beim Muttertier Blockaden und Verspannungen bilden.
Osteopathie ist eine sanfte, regulierende Therapiemethode die sowohl als Vorsorge als auch bei diversen Erkrankungen bei fast allen Patienten eingesetzt werden kann, Kontraindikationen gibt es nur wenige.
Fotos © C.Löffelmann